Wandertour 2013 ins Kaisergebirge

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Vorab möchte ich erwähnen, dass ich ja immer glaube, die bisherigen Veranstaltungen seien keinesfalls zu toppen, aber dieses Jahr hat erneut einen Spitzenplatz in meiner persönlichen Highlight-Sammlung erreicht. Warum? Lest selbst:

Die Abfahrt erfolgte, nachdem alle 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie fast immer sehr pünktlich erschienen waren, mitten in der Nacht um 5:15 Uhr am Toom-Baumarkt-Parkplatz. Die Fahrt gestaltete sich ohne besondere Zwischenfälle und mit nur einer Zwischenrast. Kurz vor unserem Zielort Ebbs bei Kufstein sichteten wir ein Schild mit der aussagekräftigen Aufschrift:

Wandertour 2013

Am Parkplatz angekommen, hievten wir unsere Rucksäcke auf die Schultern und begannen etwa um 11:00 Uhr mit dem Aufstieg über den Veitenhof bis zum Pfandlhof, wo wir die erste Rast einlegten und einer unserer Teilnehmer seine rote Trinkflasche vergessen, verloren oder gemopst bekommen hatte. Näheres hierzu am Ende des Berichts. Weiter führte uns der Aufstieg über sehr schöne, teils noch recht breite Wege, bis zur zweiten Rast am sehr schnuckeligen Anton-Karg-Haus.

Ankunftszeit war in etwa 13:00 Uhr, also gerade richtig für ein zischendes Weizenbier oder wahlweise auch eine frische Buttermilch. Hiernach dauerte es nur noch 15 Minuten recht steilen Anstiegs zum wunderschön gelegenen Hans-Berger-Haus, wo die „Wilde Kaiserin“ residiert und welches in den nächsten Tagen als unser „Basislager“ fungieren würde.

Wandertour 2013

Schnell waren die für uns reservierten Zimmer und Bettenlager in Beschlag genommen. Ganz tolle Etagenbetten und frische Bettwäsche sind hier Standard und schon fast Luxus auf einer Hütte. Gleich nach dem Auspacken nahmen wir noch einen schnellen Snack in Form eines tollen Himbeer-Topfenstrudels mit Milchkaffee zu uns, wahlweise auch Weizenbier oder ähnlich kalorienhaltige Flüssigkeiten. Gleich danach, etwa gegen 15:30 Uhr, ging’s ohne Gepäck an den von der Ausdauer her recht anspruchsvollen, jedoch mit guten Wegen ausgestatteten Anstieg zum Stripsenjoch, welches aufgrund mangelnder Aussprachekenntnisse auch schon mal als Strapsenjoch oder Strippenjoch herhalten musste.

Wandertour 2013

Leider unterschätzten wir die Temperaturunterschiede sehr, denn die meisten von uns sind vom Aufstieg durch und durch nass geschwitzt gewesen, hatten aber keinerlei Jacken oder sonstige warme Kleidung mit. Also konnten wir die wunderschöne Aussicht nur bedingt genießen und machten uns recht zügig wieder an den Abstieg. Etwa gegen 18:00 Uhr fanden wir uns am Basislager ein.

Das nächste echte Top-Erlebnis stellte das Abendessen dar: ein 3-Gänge-Menü wie im Fünf-Sterne-Restaurant. Lecker!!! Vorspeise Karotten-Kartoffelsuppe mit Ingwer und Knoblauch; Hauptspeise wahlweise super-zartes und sehr schmackhaftes Rindergulasch mit Al-dente-Nudeln oder grüne Nudeln mit Gorgonzola für die Vegetarier unter uns; Nachtisch Vanillepudding mit Johannisbeerparfait. Wir haben alles aufgegessen und sogar, wer wollte, noch Pudding als Nachschlag bekommen. Den Abend beschlossen wir mit viel Gekicher sowie Radler, Weizenbier, Tee mit Rum und anderen nahrhaften Getränken. Einige von uns benötigten von der Auswahl bis zur endgültigen Bestellung etwas länger, was von der männlichen Bedienung mit der Aussage quittiert wurde, er hätte ja noch Zeit bis Oktober.

Am nächsten Morgen um Punkt 7:00 klingelte der Wecker. Das Frühstück war natürlich genauso gut und lecker wie das Abendessen. Frisches und selbst gebackenes Brot, Käse, Wurst, Müsli in allen Variationen mit oder ohne frisches Obst, je nach Geschmack Kaffee, Tee, oder Milch, fast wie im Paradies.

Schließlich wurden die Tages-Rucksäcke mit sehr leichtem Gepäck gefüllt sowie den neumodischen großen Trinkbeuteln mit Trinkschlauch, die man in ein dafür vorgesehenes Fach des Wander-Rucksacks einlegen kann, sehr praktisch, aber nicht unbedingt notwendig.

Um 9:00 Uhr trafen sich 17 Personen aus unserer Gruppe zu einer von Adolf Klink geführten Tour am Zahmen Kaiser. Die 3 anderen Teilnehmer Viola, Guido und Christian planten eine andere schwierigere Route am Wilden Kaiser, bei der Kletterausrüstung erforderlich ist. Respekt!!! Unsere Tour führte über das Anton-Karg-Haus und den sogenannten Bettelsteig, welcher sehr lange durch ein Waldgebiet verläuft. Zwischendurch führte dann eine Abzweigung zum Gamskogel (ein heißer Tipp der Wirtin) und hier erwartete uns eine großartige Rundum-Aussicht sowie eine kleine Rast und, wer wollte und musste, ein Besuch der Natur-Sanitäranlagen.

Wandertour 2013

Zurück ging es den gleichen Weg erneut bis zur Abbiegung, diesmal aber weiter zur idyllisch gelegenen Kaindl-Hütte, die zum Verweilen einlädt. Der Hüttenwirt begrüßte uns auch gleich mit den Worten: „Ihr seid’s 16 Leute, gell?“. Wir stellten kurz richtig, dass wir 17 sind, wunderten uns auch etwas, dass er uns so schnell durchgezählt hatte, waren aber nicht weiter beunruhigt. Nachdem wir unsere Getränke sowie Kuchen und Wurstteller bekommen hatten, kam der Wirt mit einem Block und wollte uns die Zimmer zeigen. Sein Angebot fanden wir zwar äußerst interessant und liebenswürdig, aber es stellte sich heraus, dass er uns mit einer Gruppe namens „Löffler“ verwechselt haben musste. Clever wie wir sind, sollten die bereits bestellten Leckereien auf die Rechnung jener Gruppe gesetzt werden, leider wurde dieses Ansinnen schnell durchschaut und so mussten wir schließlich selbst zahlen. Auf dem Rückweg verlor einer der Teilnehmer beide Sohlen seiner doch in die Jahre gekommenen Wanderschuhe. Er ertrug’s mit Fassung und wanderte auf leisen Sohlen weiter. Respekt!!!

Wandertour 2013

Am Hans-Berger-Haus kamen wir etwa um 17:30 Uhr an. Nach Beginn des Abendessens fanden sich auch die Teilnehmer der Klettertour ein, um die wir uns bereits sorgten. Ein paar Schrammen zeugten noch vom Schwierigkeitsgrad dieser Tour, aber schließlich waren alle drei heil angekommen. Großen Respekt, ehrlich!!!
Der Wanderer auf leisen Sohlen hatte Glück und durfte mit ins Tal fahren, um seine Laufschuhe aus dem Auto zu holen, damit er wenigstens noch eine leichtere Tour mitmachen konnte.

So, jetzt aber zum wichtigen Teil, dem Abendessen: Vorspeise Rinderbrühe mit Nudeln oder wahlweise für die Vegetarier Gemüsebrühe; Hauptspeise Schweinebraten mit Knödel oder vegetarische Kaspressknödel; Dessert Apfeljoghurt, von dem wir fast alle Nachschlag wollten und bekamen. Die männliche Bedienung, genannt „Michi“, fand ja, dass wir ein kindischer Haufen seien. Jeder darf seine Meinung äußern. An diesem Abend konnten wir länger draußen sitzen. Die Stimmung war toll und entsprechend wurden Pläne für den nächsten Tag gemacht. Ein 2000er sollte oder wollte bestiegen werden.

Am dritten Tag nach dem üppigen Frühstück teilten wir uns in 3 Gruppen auf. Zwei Personen machten sich auf den Weg zum Sonneck am Wilden Kaiser. Anspruchsvolle Strecke, diesmal ohne professionelle Kletterausrüstung möglich. Eine weitere Gruppe um den „Bergvierer“ Adolf wanderte über die Vorderkaiserfeldenhütte (die heißt wirklich so) zur Nauenspitze am Zahmen Kaiser. Über diese Tour kann ich leider nicht berichten.

Unsere Route zur Pyramidenspitze war mit über 1100 Höhenmetern anspruchsvoll, zwar hatten wir recht gute Wege, einige Passagen erforderten aber alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Erneut kamen wir über das Anton-Karg-Haus nach rechts auf einem längeren Abstieg bis auf etwa 850m runter, dann über eine Brücke zum steilen Aufstieg, der uns viel Schweiß und Ausdauer abverlangte, zur Pyramidenspitze auf 1997m (kurzzeitig zeigte der Höhenmesser auf der GPS-Uhr sogar 2003m an), in deren Bereich sich auch kleinere Schneefelder befanden.

Wandertour 2013

Oben war es jedoch recht voll, wir ahnten einen beginnenden Massentourismus, und die Gruppe „Löffler“ war dort auch schon in aller Munde. Dennoch, die Aussicht war phänomenal, man konnte nach allen Seiten blicken, musste aber aufpassen, an einer Seite ging’s steil bergab. Nach einer Rast führte uns der Weg weiter zum Peterskogel. Schließlich kamen wir an der Vorderkaiserfeldenhütte an. Eine etwas längere Rast war unabdingbar, die Kraftreserven ließen spürbar nach. Und die Info (woher auch immer) an alle Bergsteiger machte die Runde, dass sich die Gruppe Löffler heute bereits in 3 Kleingruppen aufgeteilt hätte. Sie planten, das umliegende Gebirge unsicher zu machen und so noch mehr Berühmtheit zu erlangen. Nach dieser Rast machten wir uns auf den Heimweg zum leckeren Abendessen, nur dieser Gedanke hielt uns noch aufrecht.

Glücklicherweise schafften wir es bis 18:00 Uhr, gerade rechtzeitig zur Dusche, um einigermaßen passabel am Abendmahl teilnehmen zu können, welches sich wie folgt darbot: Vorspeise eine äußerst schmackhafte Knoblauchcremesuppe; Hauptspeise für Fleischesser Mastochsenbraten mit Nudel (keine einzige Nudel verkocht!) sowie die sensationellen vegetarischen Spinatknödel nach einem geheimen Rezept von „Michi“, der für die Herausgabe desselben leider einen einmaligen Betrag von etwa 500 000 € in Anspruch nehmen wollte. Auch durch ein spätabendliches Sammeln unserer letzten Kröten konnte dieser Betrag nicht mal ansatzweise zusammengekratzt werden. Zum Nachtisch wurde Marillenkuchen serviert, dessen Schmackhaftigkeit wir natürlich, wie bei uns bereits Standard, mit Nachschlagforderung bekundeten.

Es war ein sehr schöner Abend mit angenehmen Temperaturen, wir saßen lange draußen. Zu einem kredenzten Tablett voller „Selbstgebranntem“ durften wir uns als eingeladen betrachten. Allerdings hätten laut Michi alle abgestimmt, nur er wäre dagegen gewesen. Jeder kann und darf seine Meinung sagen. Auf die Frage, wer keinen Schnaps trinke, meldete sich nur ein Teilnehmer, der daraufhin mit cooler Geste einen Lolli gereicht bekam. Ein toller Gag, der wohl schon an die 100mal genutzt wurde, um ahnungslose Touristen zu belustigen. Hat aber funktioniert.

Laut der Hüttenwirtin, die unsere Gruppe sehr lebenslustig, aber auch diszipliniert (keine Ahnung, wie sie darauf gekommen ist) fand, hätten wir gerne bis Oktober bleiben können. Wollten wir ja auch, hat aber leider nicht geklappt aus den verschiedensten Gründen. Der Korb mit unserem gesammelten Kleingeld wurde schließlich als Trinkgeld für die gesamte Belegschaft genutzt, die sich darüber mehr als freuten. Zu Michi sagten wir allerdings, wir hätten abgestimmt und alle waren dafür, dass er nix kriegen sollte, überlassen es aber großzügig seinen Kollegen und Kolleginnen, dies zu entscheiden. Jeder darf ja seine Meinung sagen. Wahrscheinlich (wir wissen es aber nicht so genau) aus diesem Grund stürmte er dann mit den Worten: „ihr habt’s geschafft, ich habe gekündigt“ an uns vorbei zum Auto und rauschte ab. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ließ jedoch zu wünschen übrig, denn beim Kassieren der Rechnung war er auf einmal wieder zugegen und freute sich diebisch, uns unser sauer verdientes Geld abzuluchsen. Abends auf unserem Bettenlager (das mit dem größten, etwa 5-Handbreiten Schild) war noch Hüttengaudi angesagt.

Wandertour 2013Vor dem Hans-Berger-Haus, stehend v.l.n.r.: Adolf Klink, Roland Holzapfel, Hans Fuchs, Sabina Welle,
Thomas Hein, Jürgen Stilgenbauer, Monika Guy, Guido Hartmann, Frank Leis, Barbara Kunz-Koca,
Ulrich Geppert, Angela Metzger, Eva Placzek, Beate Gillmann, Stefanie Klink, Michael Henrich.
Kniend davor v.l.n.r.: Viola Lewandowski, Karen Müller, Christian Thomas, Andrea Schneider

Jetzt kommen wir zum leider letzten Tag. Nach einem gehaltvollen ausgiebigen Frühstück und dem Räumen der Zimmer, dem obligatorischen Gruppenfoto sowie großer Verabschiedung von der Hüttenwirtin (mit dem Versprechen: „wir kommen wieder“) machten wir uns mit gemischten Gefühlen an den Abstieg. Ohne Stöcke, hatte ich am Vortag bereits ausgiebig probiert und klappte sehr gut, ging’s bergab über das schnuckelige Anton-Karg-Haus, die Antonius-Kapelle und den Pfandlhof. Dort suchten wir mehr oder weniger intensiv, aber ohne Erfolg, nach der roten Trinkflasche.

Am Veitenhof war die Mittagsrast geplant und eigentlich dachten wir nicht im Traum daran, dass dort das Essen mit dem in den letzten 3 Tagen genossenen mithalten könnte. Jedoch war es dort genauso lecker, z. B. Spinatspätzle mit Champignons, Speck und einer tollen Käsesoße. Auch der Käse- und Wurstverkauf des Veitenhofes wurde von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern genutzt, was uns auf der Heimfahrt in den Autos noch vielfältige Gerüche bescheren sollte.

Der restliche Abstieg zum Parkplatz verlief recht ruhig, die Rückfahrt nutzten viele zum Mittagsschläfchen außer den Fahrern natürlich. Ein paarmal hatten wir über mehrere Kilometer sehr stockenden Verkehr, was uns etwa eine Stunde Verspätung kosten sollte. Aber wir hatten ja nix weiter vor.

Zu Hause angekommen stellte sich heraus, dass die vermisste rote Trinkflasche wieder aufgetaucht sei, sie hatte den Weg bis in den Kleinbus gar nicht geschafft und war zu Hause geblieben. Die arme Trinkflasche hat da echt was verpasst.

Bis hoffentlich bald bei einem neuen Abenteuer ..

 
Es folgt ein nicht ganz ernst gemeinter, aber lesenswerter Beitrag von unserem "Gastwanderer" Frank Leis, unseren „Bergvierer“ Adolf Klink betreffend:

Liebe Bergkameraden,

soeben habe ich bei der Suche nach der Löffler-Gruppe im Web die Nachricht gelesen, dass eine Jury der Alpenvereine AVS, OeAV und DAV einen Bergkameraden für seine beispielgebenden langjährigen Verdienste des sanften Berg-Tourismus auszeichnen wird, der tatsächlich aus euren Reihen stammt. Ausschlaggebend für die Wahl sind seine profunden Kenntnisse in den deutschen, den österreichischen, den schweizerischen und den Südtiroler Alpen. Dieses Wissen vereint mit besonderen Kenntnissen noch nicht veröffentlichter historischer Zusammenhänge machen seine von ihm selbst bis ins Detail organisierten Wanderungen zu einem unvergleichlichen Erlebnis. Er gilt bis heute wohl als einer der ersten Bergvierer, der das Bergwandern unter Aspekten von Naturliebe, Nächstenliebe, Selbstfindungsprozess und interkulturellem spirituellen und Spirituosen-Austausch zu einer ganz eigenen unverwechselbaren Qualität gebracht hat. Auch im Bereich seltener Dialekte, gilt er als Fachmann und als Multiplikator längst in Vergessenheit geratener Redewendungen. Er gilt damit als international anzuerkennender Bewahrer völkischer Tradition. Bestechend ist hierbei auch seine Fähigkeit, neben der Pflege alter Traditionen auch neue zu schaffen. So gilt er als ein Mitbegründer der Tradition zur Wahl des "Hüttenluders". Verlässlichkeit und Sorgsamkeit sind seine Attitüde. Diese herausragenden charakterlichen Eigenschaften machen ihn zu einem heißen Kandidaten für die Ehrung des Lebenswerks mit dem goldenen Wanderstiefel Reinhold Messners. So lange sich dieser Mann noch in den Bergen bewegt, so die Jury, heißt es für alle anderen Kandidaten "gute Nacht Kättchje". Auch ein Protest der Löffler-Gruppe wird daran wohl nichts mehr ändern. Ihr Protest wegen Rufschädigung wurde mit einer Gegenstimme (wer das wohl war?) abgelehnt. Laut noch unbestätigten Quellen hat der diesjährige Preisträger das Preisgeld von 1000 € verbunden mit einer einjährigen Tournee-Karte für "Hansi Hinterseer" ausgeschlagen. Er entschied sich auf seine ganz bescheidene Art für einen Liter eines "Traditionsgetränks" zum Ausgleich seines Salz- und Vitaminhaushaltes. Auch im Bezug gesunder Lebensführung ist dieser Mann ein Vorbild.

Wandertour 2013Der Reinhold Messner der Running-Abteilung: 'Bergvierer' Adolf Klink
 

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