Halbmarathon-Rückblick: Die Laufelfen in Dresden

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Die 'Laufelfen' sind eine aus dem Anfängerkurs zum Lebenslauf 2009 entstandene Laufgruppe, die Ihren Namen einer Äußerung ihres Trainers verdankt, der den bei Schnee und Eis tapfer Trainierenden einst versprach, sie würden als Belohnung für ihren winterlichen Fleiß im Frühjahr elfengleich über die Laufwege schweben. Auch Trainer irren manchmal..  Entgegen mancher Vermutung fühlen sich auch diverse 'Elferiche' in dieser Gruppe sehr wohl.

Inzwischen flügge geworden, bestritten die Laufelfen im Oktober 2011 ihren ersten Halbmarathon am Bodensee, von Lindau nach Bregenz. Die gelungene Laufreise rief nach Wiederholung, es reifte der Plan, heuer den 'nahen Osten' heimzusuchen.

So treffen sich am Freitag 19.10. in der Frühe elf FCK-Runner(innen), um mit dem Direkt-ICE Dresden anzusteuern. Schon beim Einstieg lernen wir das unterhaltsame 'Wasgau Laufteam' aus Pirmasens kennen - diese legen den Schwerpunkt ihrer Sport- und Erlebnisreise aber deutlicher auf den zweiten Teil als wir das gewohnt sind. Nach kurzweiliger Fahrt um 14 Uhr angekommen, schlendern wir bei bestem Wetter durch eine geschäftige und so gar nicht klischee-ostdeutsch aussehende Fußgängerzone zu unserer empfehlenswerten Herberge, wo Hans und Ulla, die mit dem Auto angereist sind, die Reisegruppe komplettieren.

Das sparsam eingerichtete, aber tiptopsaubere und wirklich günstige 'ibis budget Dresden City Hotel' liegt absolut zentral, alle Sehenswürdigkeiten sowie Start und Ziel des Laufs sind in 5 Minuten zu Fuß erreichbar, eine riesige Shopping Mall befindet sich direkt ums Eck  -  *Augenleuchten bei den weiblichen Teilnehmern*.
Doch zunächst steht Kultur auf dem Plan.

Nach Bezug der Zimmer und kurzem Verschnaufen lädt Dresdenkenner Lothar zu einem dankbar angenommenen, moderierten Stadtrundgang ein, der es uns leichter macht, am Sonntag achtlos an all den Sehenswürdigkeiten vorbei zu rennen, denn dann sind wir mit Frauenkirche, Zwinger, Semperoper, diversen Prunkbauten, Museen und dem Elbeblick von den Brühlschen Terrassen schon per Du. Am späten Nachmittag holen wir auf der am Freitag noch angenehm ruhigen Marathonmesse unsere Startunterlagen und geben den einen oder anderen Euro für nicht unbedingt benötigte Laufutensilien aus.

Dresden Marathon 2012: Aufmerksam lauschende Reisegruppe auf der CarolabrückeAufmerksam lauschende Reisegruppe auf der Carolabrücke

Beim Abendessen im urig-rustikalen 'Sophienkeller im Taschenbergpalais' werden wir kurzweilig unterhalten von mitteralterlichem Magdgesang und durch den Besuch eines Gauklers, der sich über die alkoholfreien Getränke am Tisch amüsiert. Er weiß seine Anzüglichkeiten in vornehme Worte zu kleiden, so gemahnt er die pfälzischen Frauen, beizeite die Frucht unter ihrem Herzen zu tragen, auf das sich auch künftige Generationen an Ihrer Schönheit erfreuen mögen. Die scharfe Zunge und das erstaunliche Hintergrundwissen - pfälzische Ortskenntnisse von Burg Trifels bis Johanniskreuz - lassen auch die Wortgewandteren an unserem Tisch verstummen, niemand mag Zielscheibe der launigen Bemerkungen sein.

Dresden Marathon 2012: Hans Fuchs in den Fängen des GauklersHans Fuchs in den Fängen des Gauklers

Nach reichhaltigem Mahl geht's früh zu Bett, so dass sich am Samstagmorgen schon vor acht Uhr eine munter schwätzende Pfälzer Delegation beim sehr ordentlichen Hotelfrühstück einfindet. Carola Wolf, die von 2009 bis 2011 mit uns lief, bevor sie zurück in ihre Leipziger Heimat zog, kommt zu Besuch und verbringt den Tag mit uns, Wiedersehensfreude auf beiden Seiten.

In Kleingruppen vergeht der nicht vorab verplante Bilderbuchtag zwischen Kultur und Kommerz, Sightseeing und Shopping, wobei Dresden für die wenige zur Verfügung stehende Zeit deutlich zu viel Attraktionen aufweist. Und dazu soll man sich ja direkt vor dem Rennen nicht verausgaben!

Beim abendlichen Pastaessen in der smarten, aber sehr belebten Gastronomiekette 'Vapiano' werden die Erlebnisse des Tages ausgetauscht. Alle sind begeistert von Elbflorenz: das prunkvolle Schatzkammermuseum 'Grünes Gewölbe', eine jump-on-jump-off-Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus, Shopping in der modernen Altmarkt-Galerie oder der alternativen Neustadt, Gemälde alter Meister mit Raffaels 'Sixtinischer Madonna', man könnte einen weiteren Tag problemlos füllen, aber da war ja noch was ..

Sonntag 21.10., halb acht im Frühstücksraum. Heute gilt ein anderer Dresscode, Laufschuhe und apfelgrüne Funktionsshirts bestimmen das Bild. Die aufgeregten Gespräche drehen sich um Renntaktik, nicht um Shoppingziele. Die perfekte Lage unseres Quartiers erlaubt, dass wir um 9 Uhr bei noch sehr frischen Temperaturen zur Frauenkirche losziehen zum Fototermin, zurückkehren für einen letzten Besuch auf der Porzellantoilette im Hotel, und uns dann gemütlich aufmachen zum Start, wo die Sonne pünktlich um 10 Uhr den Nebel durchbricht und den Kurzhosentaktikern recht gibt.

Dresden Marathon 2012: Vor der Frauenkirche in Pose, hintere Reihe v.l.: Lothar Hoffmann, Patricia Koster-Crumb, Christoph Kaufmann, Petra Schöneberger, Klaus Rutz, Christine Hein, Sylvia Igler, Ulla Fuchs, Anke Lommel, Claudia Janné, Hans Fuchs. Knieend davor v.l.: Christian Thomas, Frank LommelVor der Frauenkirche in Pose, hintere Reihe v.l.: Lothar Hoffmann, Patricia Koster-Crumb, Christoph Kaufmann,
Petra Schöneberger, Klaus Rutz, Christine Hein, Sylvia Igler, Ulla Fuchs, Anke Lommel, Claudia Janné, Hans Fuchs.
Knieend davor v.l.: Christian Thomas, Frank Lommel

Die Strecke, eine 21km-Runde, die die Marathonläufer zweimal durchlaufen, ist flach, breit genug um die insgesamt über 7000 Läufer staufrei aufzunehmen, und durchgehend von einer der Stadt angemessenen Attraktivität. Alle Sehenswürdigkeiten sind im Postkartenpanorama beiderseits der Elbe enthalten, zwischendurch verläuft der Kurs mehrere Kilometer um und durch einen innerstädtischen Park, den 'Grünen Garten', dessen schattige Passagen die Läufer an diesem 'goldenen' Oktobersonntag durchaus zu schätzen wissen. Gleich zweimal, bei km 3 und bei km 20, wird die Semperoper passiert, wo 'Vanman' Jochen Heringhaus, uns als City-Lauf-Moderator wohlbekannt, die Läufer in vertrautem Sprech anfeuert. Ambitionierte Bestzeitenjäger werden kurze Steigungen bei den vier Elbüberquerungen (pro Runde) und einige hundert Meter Kopfsteinpflaster bemängeln, zudem erfordern zahlreiche Straßenbahnschienen Aufmerksamkeit, was aber den absolut erstklassigen Eindruck der Veranstaltung nicht schmälert – beispielsweise punktet Dresden mit lang gezogenen, immer beidseitigen und somit stressfrei anlaufbaren Getränkeständen.

Die FCK-Läufer(innen) ziehen mit ihren schmucken grünen Trikots viel Aufmerksamkeit auf sich und nutzen die guten Bedingungen zu prima Leistungen: Petra ist selbst erstaunt, wie schnell sie ihren ersten 10km-Lauf absolviert. Im Halbmarathon verbessert sich Patricia um 9 Minuten und streift die 2-Stunden-Marke, Christine freut sich über ein flottes, wenn auch ein Jahr verspätetes Debüt. Christoph und Klaus laufen 8 bzw. 13 Minuten schneller als 2011, vergeben durch ungestümen Beginn noch bessere Zeiten. Trotz wenig Zeit fürs Training steigern sich Frank und Anke gegenüber dem Vorjahr um 5 bzw. 4 Minuten. Sylvia löst mit ihrem Debüt ein 10 Jahre altes Versprechen ein, Ulla läuft ebenfalls 21 Kilometer - das hätte sie selbst sich noch vor drei Jahren am allerwenigsten zugetraut. Unser Marathonläufer Lothar knackt mit kluger Renneinteilung seine Bestzeit, hat am Schluss fast 2 Minuten Vorsprung auf die anvisierten 4:30 Stunden.

Dresden Marathon 2012: Marathonläufer und Stadtführer Lothar HoffmannMarathonläufer und Stadtführer Lothar Hoffmann

Eigentlich alles eitel Sonnenschein für die ganze Gruppe und ihre Begleiter Hans und Christian. Wäre da nicht Claudia Janné, die ganz ungewollt zur tapferen Heldin wird. Sich bewusst hinten einreihend, um dem Gedränge am Start zu entgehen, stürzt nach gut einem Kilometer unmittelbar vor ihr ein unmotiviert Überholender, dem sie nicht ausweichen kann, über den sie aufs Pflaster fällt. Was im ersten Moment nur wie blaue Flecke und Schürfwunden aussieht, stellt sich später als Ellenbogenfraktur heraus. Mit dieser Verletzung läuft Claudia 20 Kilometer bis ins Ziel - wir ziehen unseren Hut!

Nach dem gebührenden Empfang beim Zieleinlauf unseres 'ganzen' Marathonläufers Lothar durch die frisch geduschten 'halben' steht der Rest des Tages im Zeichen der Völlerei Auffüllung der Energiespeicher. Wir genehmigen uns im Kaffeehaus 'Reimann' eine als 'Wellnessteller' getarnte süße Sünde - auch die etwas überforderte Bedienung kann der ausgelassenen Stimmung nichts anhaben. Beim deftig-sächsischen Abendessen im 'Pulverturm' direkt an der Frauenkirche stellen wir fest, dass Schlager, in landestypischem Dialekt zu Akkordeonbegleitung vorgetragen, nicht wirklich unseren Geschmack treffen und wünschen uns den schamlosen Gaukler zurück. Der harte Kern unternimmt nach dem Essen noch einen Stadtspaziergang mit kurzer Einkehr, die Mehrheit der Laufelfen ist aber müde und wählt den direkten Weg ins Hotel.

Claudia, die am Sonntagabend, sich nichts anmerken lassend, unverzagt mit uns ausgeht, nimmt am Montagmorgen den Frühzug, um bereits nachmittags von der Schulter bis zu den Fingern eingegipst zu werden. Wir wünschen ihr gute Genesung und die nötige Geduld bei der anschließenden Reha/Krankengymnastik!

Für die anderen steht nach dem Frühstück noch eine Menge Zeit zur Verfügung, zum Einkauf von Weihnachtsgeschenken, zur Besichtigung der Frauenkirche, vor allem aber um sich selbst für die vollbrachte Leistung zu belohnen. So ist mancher Koffer etwas voller und manche Einkaufstasche zusätzlich dabei, als uns der ICE um kurz vor vier wieder mit auf die Heimreise nimmt. Während das ’Wasgau Laufteam’ in der 'dritten Halbzeit' an die Leistungsgrenze geht, ziehen sich die 6½ Stunden Fahrt für unsere müden Helden recht zäh, so dass die Verabschiedungen knapp und wortkarg ausfallen, als wir endlich um halb elf Uhr abends wieder pfälzischen Boden unter den Füßen und unangenehm kühle pfälzische Luft um die Nase haben.

Fazit: es waren wunderbare vier Tage in Dresden, getrübt nur durch Claudia’s Unfall ..
.. und die Ratlosigkeit, wie diese Laufreise nächstes Jahr noch zu toppen ist.

Dresden Marathon 2012: Die Stars des Dresden-Marathons - Laufasse aus der Pfalz und aus KeniaDie Stars des Dresden-Marathons: Laufasse aus der Pfalz und aus Kenia

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