Karlheinz Sander - ein Nachruf

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Die Running-Abteilung des 1.FCK trauert um Ihren am 27. Juli im Alter von 73 Jahren verstorbenen Mitgründer, ersten Abteilungsleiter, tatkräftigen Unterstützer und allseits beliebten Sportkameraden Karlheinz Sander.

Seine Flausen im Kopf ließen Ihn immer jugendlich erscheinen, auch wenn er das älteste Mitglied unserer Abteilung war, nie kam er uns ‚alt’ vor. Sein Understatement, sein verschmitzter Humor machte aus seiner Krebserkrankung ‚nur’ den nächsten schweren Lauf, den es zu bestreiten galt.

Karlheinz’ Läuferlaufbahn ist fast so lang wie die Geschichte des Laufsports in Kaiserslautern: Als dieser Sport noch in den Anfängen steckt, lernen sich Karlheinz, der sich in den 50er Jahren bis in die zweite Fußballmannschaft des 1.FCK hochgespielt hatte, und Gerhard Bauer (später der erste Abteilungsleiter der Triathlon-Abteilung des 1.FCK) beim Waldlauf kennen, kurz darauf kommen Peter Michel und Dieter Raab hinzu. Man schreibt das Jahr 1969, gerade veranstaltet die TSG den allerersten Volkslauf in Kaiserslautern, das Wort ‚Jogging’ ist noch völlig unbekannt..

Aus der um den Sportstudenten Wolfgang Hartmann (heute renommierter Sportwissenschaftler) mit u.a. eben genannten Läufern gebildeten Laufgruppe gründet sich 1972, vereinsübergreifend aus Läufern der TSG und des 1.FCK, die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG), praktisch der Vorläufer unserer heutigen Running-Abteilung.

Karlheinz Sander erwirbt sich bald großen Respekt seiner Kameraden, als er, zusammen mit Gerhard Bauer, ohne besondere Vorbereitung, bei nur einmaligem Training in der Woche, 1972 seinen ersten Marathon in Donaueschingen absolviert.

Ein Jahr später schon wagt er sich zum ersten Mal an den 100km-Lauf in Biel, diesen urigen Klassiker aus der Zeit vor den medientauglichen Laufevents, eine Veranstaltung, von der Karlheinz immer wieder schwärmte, wenn in geselliger Runde die alten Anekdoten zur Sprache kamen. Das Bier bei Kilometer 38. Der Laufkamerad, dessen Muskulatur nach der Heimfahrt so verhärtet ist, dass er daheim die Treppe nicht mehr hochkommt – er hat bei Familie Sander übernachtet, die damals ebenerdig wohnte..

Diese besonderen Läufe und Geschichten, das war Karlheinz’ Laufwelt, es ging nicht so sehr um Minuten und Sekunden. Seine Bestzeiten waren respektabel (10km in knapp 37 Minuten, Marathon in 2:48 Stunden), aber es gab Schnellere. Er war dafür ein Kämpfer, wie es kaum einen zweiten gab - ob beim Marathon in Athen bei Hitze und Smog, mit Krämpfen in beiden Beinen, oder in Koblenz, wo im Wetterchaos vier Fünftel der Teilnehmer aufgaben – Karlheinz kam ins Ziel. Und er war ein Genießer, der an kleinen, liebevollen Veranstaltungen wie dem Volkslauf im nordpfälzischen Duchroth ebenso seine Freude hatte wie an klangvollen Marathons.

Karlheinz, der Sprücheklopfer: Einst versprach er einer Laufkameradin vollmundig, dass er, sollte sie ihn jemals im Wettkampf schlagen, seine Laufschuhe an der Spitze der Marienkirche aufhängen wolle. Der Moment kam, doch Karlheinz hielt Wort: Er bat einen Bauarbeiter der zufällig gerade eingerüsteten Kirche um Hilfe, dieser half  - und knipste das Beweisfoto.

Karlheinz, der regelmäßige Teilnehmer des berühmt-berüchtigten Heiligabend-Lauftreffs, um den sich manche Legende rankt. So soll der eine oder andere schon angezwitschert zur Bescherung heimgekommen sein, hie oder da die familiäre Geduld auf die Probe gestellt haben..

Das heute antiquiert klingende Wort Sportkamerad beschreibt den Karlheinz so treffend: Es war die Kameradschaft des vermeintlichen Einzelgängersports, die ihm am Herzen lag, das gesellige Miteinander nach dem Laufen, oder die Gemeinschaftserlebnisse der beiden von Edgar Thiel (hervorragend) organisierten Staffelläufe der 1.FCK-Läufer in die Partnerstädte St. Quentin (1987) und Brandenburg (1990). Letzteren bestreitet Karlheinz nur zwei Monate nach einem Kreuzbandriss.

Auch wenn das Laufen sein Hobby ist, es ist nicht sein Leben. Karlheinz ist ‚nebenbei’ stolzer Ehemann, Vater und Opa, und baut im Lauf der Zeit die kleine Spedition seines Vaters zum mittelständischen Unternehmen aus. Und unterstützt mit dieser seiner Firma die Laufveranstaltungen (zunächst der LG ab Mitte der 70er, später die des 1.FCK und auch der TSG), wo er kann. Die Veranstaltungen unserer Abteilung, den Citylauf und den 10km-Straßenlauf, gäbe es in der gegenwärtigen Form sicher nicht ohne die umfangreiche jahrzehntelange Unterstützung der Spedition Sander!

Nach Auflösung der LG 1982 organisieren sich die Lauterer Läufer wieder in Ihren Stammvereinen, der TSG und dem 1.FCK, beim 1.FCK innerhalb der Leichtathletik-Abteilung, wo zuletzt die Interessen von Leichtathleten und Läufern nicht mehr unter einen Hut passen wollen. Es ist zu einem erheblichen Teil das Verdienst von Karlheinz Sander, der sich für dieses Vorhaben nach innen (gegenüber den Läufern) und außen (gegenüber dem Hauptverein) stark einsetzt, dass es 1997 zur Gründung einer eigenständigen Langlauf-Abteilung im 1.FCK kommt.

Als niemand anders die Abteilungsführung übernehmen will, lässt er sich trotz seines übervollen Terminkalenders aufs Schild heben, und bereitet mit seiner auf Ausgleich bedachten, um Verständnis für jede Meinung bemühten, bescheiden zurückhaltenden Art das Feld für die Entwicklung, das Wachstum der Running-Abteilung in den folgenden Jahren.

Ein kleines Beispiel: ‚Running’, der betont moderne Name des Kindes, der Anglizismus, war nicht Karlheinz’ Sache, aber es war schon gar nicht seine Sache, sich über eine solche Nebensache aufzuregen. Er schmunzelte schelmisch und kommentierte in kleinem Kreis mit seinem auf ersten Blick so harmlos wirkenden, hintergründigen Humor, aber das war es dann auch. Fair wie er war, konnte er überstimmt werden, und eine Position, die nicht seine eigene war, ohne Groll oder Nachtreten akzeptieren und vertreten.

Im Jahr 2000 ernennt der 1.FCK Karlheinz Sander zum Ehrenmitglied, ‚gewöhnliches’ Mitglied ist der Betze-Fan von ganzem Herzen da schon seit 50 Jahren, seit seinem 16. Lebensjahr.

Für Neues immer offen, nimmt er 2002 an der alljährlichen Wandertour der Running-Abteilung teil, macht auf dem Heilbronner Höhenweg seine ersten Klettererfahrungen. 2003 folgt ein strapaziöser Wüstenmarathon.

Die nächste Herausforderung sucht Karlheinz sich aber nicht selbst aus: Im Herbst 2005 wird Darmkrebs bei ihm festgestellt. Geduldig, den Ärzten vertrauend, lakonisch kommentierend, nie jammernd, erträgt er zwei Jahre lang unendlich viele (Chemo-)Therapien, belässt so viel Alltag in seinem Leben wie möglich, geht arbeiten, geht laufen, um nun doch von diesem Gegner besiegt zu werden.

Liebe Brigitte Sander, wir sind in Gedanken bei Ihnen und Ihrer Familie. Lieber Karlheinz, Du hinterlässt eine schmerzliche Lücke, die nicht zu füllen sein wird. Du fehlst uns schon jetzt!

Verfasser: Christian Thomas

 

Karlheinz Sander

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