Im pinkfarbenen T-Shirt gegen den Brustkrebs

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LEICHTATHLETIK: Wie Benedikte Becht aus Kaiserslautern anderen Mut machen will - Am Sonntag "Race for the Cure"
Der Sport kann Orientierung geben, Gemeinschaft erleben lassen und ganz einfach glücklich machen. Seine Stärke beweist er oft in schweren Lebenskrisen, in denen er Heilung bringen kann. Ein Beispiel dafür ist Benedikte Becht aus Kaiserslautern. Eine junge Frau, die vor zwei Jahren an Brustkrebs erkrankte und die durch den Laufsport wieder neuen Lebensmut fasste. Am Sonntag wird sie zu den Tausenden gehören, die sich in Frankfurt am Lauf gegen den Brustkrebs, dem "Race for the Cure", beteiligt.

Bei diesem Lauf über fünf Kilometer am Mainufer entlang wird sie ein pinkfarbenes T-Shirt tragen, das sie als "Survivor", also als Überlebende, kennzeichnet. Die Farbe Pink ist nämlich den Teilnehmern an diesem Wohltätigkeitslauf vorbehalten, die an dieser heimtückischen Krankheit leiden oder sie überstanden haben, an der in Deutschland jedes Jahr 50.000 Frauen erkranken. Alleine wird die Mutter eines vierjährigen Sohnes nicht in die Mainmetropole reisen; sie wird begleitet von den Frauen der Running-Abteilung des 1. FC Kaiserslautern, die sich jeden Montagabend am Vogelwoog zum gemeinsamen Laufen treffen und zu denen auch Benedikte Becht gehört.

"Sie laufen für mich", sagt die Lautererin, "und das tut gut." Bevor ihr Brustkrebs bei einer Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert wurde, war sie schon eine begeisterte und ehrgeizige Läuferin. Damit war dann aber erst einmal Schluss. Während der Zeit ihrer Therapie, in der sie sich einer anstrengenden Chemo-Behandlung unterziehen musste, war sie viel zu schwach, um zu laufen. Doch in Gedanken war sie auch in dieser schweren Zeit oft bei ihrem Sport. Und als dann die medizinische Behandlung Wirkung zeigte und ihre Kräfte langsam wieder zurückkehrten, erlebte dies Benedikte Becht wie einen Neubeginn: "Es ist wunderbar."

"Man gewinnt positive Einstellung"

Aber gerade in dieser Phase, nach einer überstandenen Krankheit, kommt es häufig vor, dass sich der Genesene "einigelt". Aus dem alltäglichen Leben gerissen, nur noch auf sich selbst konzentriert, haben sich die Betroffenen oft weit von ihrer Lebenswelt entfernt. Und um dann wieder Anschluss an diese zu finden, kann neben der Familie auch der Sportverein eine große Hilfe sein. So war es jedenfalls bei Benedikte Becht: "Man gewinnt eine positive Lebenseinstellung."

Bestätigt wird dies von Andrea Schlüter, der Trainerin der FCK-Laufgruppe, die es "klasse" findet, wie offen Benedikte mit ihrer Krankheit umgeht und damit anderen Betroffenen Mut macht. Die Lauftrainerin hofft zusammen mit Karen Müller, die der Leichtathletikabteilung der SpVgg NMB Mehlingen vorsteht, dass auch andere an Brustkrebs erkrankte Frauen diesem Beispiel folgen und sich der Laufgruppe anschließen. Schon seit fünf Jahren mit von Partie ist Ulla Klein. Seit ihrer Brustoperation walkt die heute 63-Jährige regelmäßig und betont: "Sport ist gut." Auch sie wird am Sonntag in Frankfurt an den Start gehen.

Das erste Mal sei sie auf diesen Lauf aufmerksam geworden, erzählt Benedikte Becht, als sie im Heidelberger Klinikum gewesen sei. In der onkologischen Abteilung sah sie ein Plakat, auf dem "Race for the Cure" zu lesen war. Dies sei ihr damals wie ein Lichtblick erschienen. "Es gibt noch etwas anderes als die Krankheit", habe sie sich da gesagt und Hoffnung geschöpft. Und nun wird sie selbst eine der insgesamt anderthalb Millionen Läuferinnen und Läufer sein, die weltweit in über 100 Städten an diesen Laufveranstaltungen teilnehmen.

Zum sechsten Mal steigt der Wohltätigkeitslauf in Frankfurt, der unter der Schirmherrschaft der dortigen Oberbürgermeisterin Petra Roth steht. Auch einige Prominente werden im Starterfeld zu finden sein. So der ehemalige Radprofi Marcel Wüst, die Frauen des Deutschland-Ruder-Achters und Heike Drechsler. Die Olympiasiegerin im Weitsprung ist die deutsche Repräsentantin der "Susan G. Komen Breast Cancer Foundation". Eine Stiftung, die sich dem Kampf gegen den Brustkrebs verschrieben hat.

Benedikte Becht hat nach ihrer Krankheit durch das Laufen wieder Anschluss an ihr früheres Leben gefunden. Zusammen mit den anderen Frauen aus ihrer Laufgruppe will sie in Frankfurt ein Zeichen setzen, dass man durch Sport auch solch einer schrecklichen Krankheit wie dem Brustkrebs Kontra bieten kann.

Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Pfälzische Volkszeitung
Datum: Freitag, den 23. September 2005

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